THE SHOPPING LOVE STORY

Der Glanz von Prada, der Duft von Gaultier oder die Faszination Armani? Sam war unterwegs, um richtig auf den Putz zu hauen – einkaufstechnisch, versteht sich. Er hatte sich schon lange nicht mehr die Zeit zum Shoppen genommen und wollte richtig, richtig Geld ausgeben. Nicht, dass er es im Überfluss hätte, aber man gönnt sich ja sonst nichts. „Sam, Sam!“, hörte er es aus einer Ecke rufen. Er drehte sich um und sah seine Kumpel, welche scheinbar den gleichen Plan hatten. „Hast Du von der Poolparty bei Rob und Amy gehört heute Abend? Wir sind unterwegs für ein cooles Outfit und ich möchte eine neue Uhr.“ Sam lachte: „Ja, ja, ich habe von der Party gehört, und stell' dir vor, ich bin sogar eingeladen, du Hitzkopf.“ Er rempelte Peter übermütig von der Seite an, sodass dieser fast das Gleichgewicht verlor.

Und dann kam sie auch schon, die Frage, die er befürchtete, denn eigentlich wollte er lieber eigenständig durch die Strassen ziehen auf seiner Einkaufstour. Er mochte sie nicht, die Gesellschaft beim Kleiderprobieren und die Kommentare, welche seine Entscheidungen dann natürlich beeinflussten. „Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir zu dritt auf Einkaufstour gehen?“ „Nö, gar nicht“, hörte er sich sagen und ärgerte sich im selben Moment über sich selbst, weil er wie üblich nicht Nein sagen konnte. So nahm sie also ihren Lauf, die Shoppingtour der Begierde, und auch wenn es kaum zu glauben ist: Männer können shoppen! Nach vier Stunden schlenderten die drei müde, aber gut gelaunt durch die Strassen von Manhattan, voller Vorfreude auf die Poolparty bei Rob und Amy und brennend darauf, ihre neu erworbenen Edelkleider zu präsentieren.

Es dunkelte schon langsam, als durch die mit Düften, Geschwätz und Hektik geschwängerte Luft ein Ton an Sams Ohr gelangte, welcher seinen Atem zum Stocken brachte. Sie waren gerade in die Lafayette Street eingebogen und es würde eine Stelle sein, die er nie mehr vergessen wird. Da stand sie, die Göttin mit der verzaubernden Stimme. Da war kein Glamour, kein Luxuslabel, nur ein verwaschenes Kleid, welches sie fast fetzenähnlich umspielte, Boots, die garantiert auch schon bessere Zeiten erlebt hatten, und Haare, welche bei ihrem Anblick mitteilten, dass sie bald zum Frisör möchten ... trotzdem, oder gerade deshalb: Sie war wunderschön! Sam war getroffen! Mitten im Herz, von Gesang und Schönheit, Bescheidenheit und Grösse zugleich. Er stellte seine Taschen auf den Boden.

Vergessen war all der Prunk, der ihn bis eben noch in den Regalen der Geschäfte geblendet und fasziniert hatte. Er nahm einen sauber gefalteten Geldschein aus seiner Börse. Fast war es ihm peinlich, dass dieser aussah wie frisch aus der Druckerei, legte ihn in den geöffneten Gitarrenkoffer vor „seiner“ Strassenmusikerin, während er in ihre Augen blickte. Sie lächelte ihn an, nickte und flüsterte ihm zu „Herzlichen Dank“, als Sam unschön aus dieser traumhaften Situation gerissen wurde: „Komm jetzt! Wir haben keine Zeit mehr, in einer Stunde beginnt die Party!“ Und während er sich langsam umdrehte, sagte er mit fester Stimme: „Nein, ich werde nicht kommen. Sagt Rob und Amy, dass etwas sehr Wichtiges dazwischengekommen ist.“ Sam ist noch heute der grösste Fan seiner Strassenmusikerin und teilt seit diesem magischen Moment sein Leben und alles, was es so wertvoll macht, wie Zeit und Liebe, mit ihr.

Wenn du teilst, was du hast, bist du ein Bird of Love.


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